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Weh-Weh-Weh Willis Wein Werkstatt Heute auf der Hebebühne: Valpolicella und Amarone von Tedeschi
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Weh-Weh-Weh Willis Wein Werkstatt und Brasato
Heute auf der Hebebühne: Valpolicella und Amarone von Tedeschi
Mit dem Deostift hat alles angefangen. Und mit dem Typen in der grauen Uniform natürlich. Der hat mich erstmal ins Grübeln gebracht, ob das „i“ in Uniform in seinem Fall nicht überflüssig ist, denn man sieht selten einen so schlecht sitzenden Anzug, wie ich ihn an
diesem Menschen der Airport-Security bewundern durfte. So ein Polyester-Teil, vielleicht
auch nur Monoester, für poly machte es eigentlich nicht genug her. Aus der Unform heraus
erklärte die nur notdürftig diesen Aufzug gequetschte verschwitzte menschliche Presswurst
mir: „Der Deostift ist eine Flüssigkeit, der muss in einen Plastiksack.“
Nun kann man sich der Frage, was denn so alles eine Flüssigkeit ist, sicherlich auf
verschiedene Weise nähern. Lieschenmülleresk zum Beispiel. Danach wäre flüssig wohl das,
was bei Raumtemperatur fließt. Nach diesem zugegeben nicht sonderlich wissenschaftlichen
Ansatz würde man den Deostift einfach auf den Kopf stellen und sehr schnell feststellen, hui,
das ist aber eine Überraschung, die zur Applikation unter den Achseln gedachte Gelmasse
ist ja so fest, die fließt einfach nicht. Bei einer Straßenumfrage, die man ja gerne einmal
zur Ermittlung der Volksmeinung heranzieht, würden wohl an die zehn von neun Straßen erklären: Nein, keine Flüssigkeit.
Daneben gäbe es einen physikalisch-chemischen Ansatz. Danach ist nahezu jedes Element
unseres Periodensystems sowohl in festem als auch in flüssigem und schließlich gasförmigem
Zustand zu haben. Es kommt allein auf die Temperatur an. Steigt die Temperatur, erhöht
sich die Mobilität der Atome und sinkt deren Zusammenhalt. Eine Masse verflüssigt sich
zunächst und wird dann irgendwann gasförmig. Auch für die meisten aus verschiedenen
chemischen Elementen zusammengesetzten Stoffe gilt Ähnliches. Demnach wären bei der
Sicherheitskontrolle nahezu alle Dinge, die wir so mit uns herumtragen, als Flüssigkeit zu
bewerten – zum Teil bedarf es halt noch der Erhitzung, um den flüssigen Aggregatzustand zu
erreichen. Oder umgekehrt, es gibt gar keine Flüssigkeiten, und wenn doch mal was flüssig
ist, ist es nur zu warm.
Ich habe es bei der Presswurst in der Monoester-Unform erst einmal mit dem
lieschenmülleresken Ansatz versucht. Keine Chance! „Nee, unsere Vorschriften sagen, dass
is ne Flüssigkeit, auch wenns nicht fließt!“ Also kam der physikalisch-chemische Ansatz
zum Tragen. Der ja fast ins Philosophische geht, panta rhei, alles fließt. Und, nichts ist ohne
sein Gegenteil wahr, deswegen fließt andererseits eben auch nichts, wenn man sich auf
der Temperaturskala dem absoluten Nullpunkt nähert. Die Presswurst versteinerte erstmal.
Mein Gedanke hatte wohl einen langen Abgang bei ihm. Über etliche Caudalien hinweg
beschränkte er sich erst einmal auf die vegetative Verwaltung seines Nervensystems von
innen heraus. Dann vermeinte ich auf seinen Gesichtszügen – übrigens eher so Güterzüge als
ICEs – leise bis mittellaute Zweifel an meinem Geisteszustand ablesen zu können. Vielleicht
auch eine zarte Note von Gereiztheit. Doch das Wunder geschah, der Mann winkte ab und
sagte: „Dann packen Sie den Deostift halt so ein, ist aber auf Ihre Gefahr!“
Den halte ich mir warm, den Kerl, da gehe ich nächste Woche auch mal mit einer Flasche
Wein durch. Wir können ja mal mit Eiswein anfangen, da sagt ja schon der Name, dass der
nicht flüssig, sondern fest ist. In der Ausbaustufe dann auch Rotweine, am besten geholzte,
denn Holz ist ja auch ein Feststoff. So dass ich auf meinen Flügen in die ostdeutsche
Weindiaspora mal den einen oder anderen Roten aus Italien mitnehmen kann. Ich bin ja
nicht mit dem Kutter unterwegs wie Captain Cork, sondern mit dem Aeroplan, das schränkt
gewaltig ein, wenn man sich den Securitymann seines Vertrauens nicht warm hält.
Eine geeignete oenologische Entwicklungshilfe für den wilden Osten wäre zum Beispiel der
Capitel San Rocco Valpolicella Superiore Ripasso 2009 von Tedeschi. Den gab es neulich
in meinem Igelbau und das war ein echtes Fest! Nase leicht oxidativ, ein wenig pflaumig-
rosinig, dazu ein Anklang von Leder und eine Spur Unterholz, hinten drauf auch noch ein
Haucherl Straßenteer. Am Gaumen leicht laktisch im Anklang, dazu die Pflaumen aus der
Nase und eine fleischige Würze. Schöne Fruchtsüße, ein Hauch Veilchenpastillen, etwas
Heidelbeerlikör, sehr viel Charme hat das Ding. Interessantes Spiel zwischen der leicht
cremigen, charmanten Süße und der etwas ledrigen Würze. Belebt wird das Ganze von
der einen oder anderen schokoladig-likörigen Note, das lässt ihn noch etwas voller und
vielschichtiger wirken. Mit Luft ist auch ein ganz leichter Stallton wahrzunehmen, der dann
aber wieder verfliegt und ohnehin sehr schnell von der Frucht an die Bande gedrückt wird.
Vielleicht wird das Stallige im Laufe der kommenden Jahre stärker, man sollte den Wein ein
wenig unter Beobachtung halten. Wobei – ist es wirklich Stall? Oder ist es vielleicht nur ein
leicht kräutriger Bratensaft und eine sehr teerige Mineralik? Das ist nämlich die Richtung, in
die er nach einer Stunde im Glas marschiert. Gute Länge und Fülle, das macht Freude, nur
ganz am Ende des Abgangs vielleicht eine Spur zu alkoholisch. Am zweiten Tag deutlich
mineralischere Nase, dazu eine wunderbar fleischige, bratensaftige Würze. Etwas heißer
Asphalt. Am Gaumen auch diese Mischung aus Mineralik und Würze dazu eine säuerliche
feine Schwarzkirsche, die Pflaume ist verflogen. Sehr fein! Auch leicht röstige Noten haben
sich herausgeschält, vor allem im Abgang. Ist mir 87 von 100 Willipunkten wert, für einen
Valpolicella ist das ein Wort!
Eins drüber steht im Sortiment von Tedeschi der Amarone della Valpolicella Classico 2007.
Der steht auch bei mir auf der Verkostungsbühne eine glatte Stufe über dem Ripasso, wenn
nicht sogar zwei. Tiefdunkle schwarzrote Farbe, fast tintig. Tolle Amaronenase, opulente
mineralische Würze, schön röstig, aber nicht fasstoastig, sondern eher gebratener Thymian/
Salbei. Mit etwas Luft wehen auch leicht kompottige heidelbeerige Fruchtnoten durch den
Riechkolben, das Schwergewicht bleibt aber auf der Mineralität. Am Gaumen etwas sehr
rumtopfig im Anklang, der Alkohol sticht zunächst ein wenig, kein Wunder bei offiziellen 16
Prozent. Auf den zweiten, dritten Schluck und mit etwas mehr Luft wird das besser, es rundet
sich zwar nicht völlig, doch kommt das Kräutrige deutlich stärker hervor und entwickelt auch
die Fruchtsüße immer mehr Profil. Vorne spielt noch die Heidelbeere die erste Geige, im
Abgang schlägt dann die Mineralität erbarmungslos zu, da wirkt er richtig maskulin, herbe
Kräuter, viel Würze, etwas Teer, er macht richtig Betrieb am Zäpchen und bleibt sehr fest
am Gaumen – wobei Festigkeit ja ein ganz prima Argument für den nächsten Dialog mit
der Polyester-Presswurst ist. Nach zwei Stunden Belüftung zieht die Frucht und die Süße
dann aber im Abgang nach, das Ganze wird charmanter, noch etwas voller und der Alkohol
ist kaum noch im Vordergrund. Am zweiten Tag schälen sich am Gaumen schokoladige,
likörkirschige Noten heraus, ganz leicht oxidativer wirkt er jetzt, die Würze ist mehr in den
Hintergrund getreten, der Alkohol spielt kaum noch eine Rolle. Samtig mit toller Länge
und Fülle. Den sollte man wohl noch ein paar Jahre einkellern, da ist reichlich Potenzial
vorhanden! 92 von 100 Willipunkten. So massiv, dass man ihn fast schneiden kann, das werde
ich auch dem Securitymann so sagen müssen, fürchte ich.
Klassischer Rinderschmorbraten aus Italien
Zutaten für 4 Portionen
Für die Marinade:
1 kleine Zwiebel (100 g) gewürfelt
1 kleine Möhre (100 g) gewürfelt
2 Stangen Staudensellerie (100 g) gewürfelt
1 Lorbeerblatt
6 schwarze Pfefferkörner
1 kleine Knoblauchzehe
1/2 Flasche Rotwein (Valpolicella Ripasso)
Für den Braten:
1,2 kg Rinderschmorbraten
3 EL Olivenöl
Salz
Pfeffer
30 g Tomatenmark
400 ml Rinderfond
Für die Ofentomaten:
600 g rote und gelbe Kirschtomaten
1 kleine milde Peperoncini
1 kleine Zwiebel (80 g)
2 Knoblauchzehen
2 Lorbeerblätter
2 kleine Zweige Rosmarin
1/2 TL Fenchelsamen
1/2 TL Korianderkörner
1/2 TL Meersalz
60 ml Olivenöl
Beilage: Tagliatelle
Zubereitung
FleischDas Fleisch mit Zwiebelringen, Gemüse, Gewürzen und Knoblauch in eine flache Form legen. Mit Rotwein übergießen und 24 Stunden im Kühlschrank marinieren. Das Fleisch aus der Marinade heben und trocken tupfen. Die Marinade durch ein Sieb passieren, dabei die Flüssigkeit auffangen. Das Gemüse abtropfen lassen. In einem entsprechend großen Bräter das Öl erhitzen und das Fleisch darin von beiden Seiten kräftig anbraten, salzen und pfeffern. Gemüse und Gewürze aus der Marinade kurz mit anbraten, Tomatenmark unterrühren, kurz anschwitzen. Die Marinade (Flüssigkeit) zugießen, alles aufkochen lassen. Den Topf zudecken und den Braten bei 180° C Ober-/Unterhitze (Umluft 160°) im vorgeheizten Ofen etwa 2 Stunden schmoren. Nach 1 Stunde den heißen Fond angießen.
Den Rinderbraten aus dem Ofen nehmen, auf einer Platte anrichten und warm halten. Die Tagliatelle in sprudelnd kochendes Wasser geben und bissfest kochen. Die Bratensauce durch ein Sieb in einen Topf passieren, dabei das Gemüse gut durchdrücken, nochmals aufkochen lassen, evtl. binden und abschmecken. Brasato mit den Schmortomaten anrichten, Sauce und Tagliatelle separat dazu reichen.
Tomaten
Die Tomaten waschen, gut abtropfen lassen, Stielansatz entfernen und in eine feuerfeste Form legen. Peperoncini vom Stielansatz befreien und quer in feine Ringe schneiden, dabei die Samen entfernen. Zwiebel und Knoblauch schälen und fein würfeln. Alles mit den Kräutern und den Gewürzen über den Tomaten verteilen. Olivenöl darübergießen. Im vorgeheizten Backofen bei 140° C Ober-/Unterhitze (Umluft 120°) 25 Minuten garen.
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Jacobsmuschel, Birne und Gurke
Manchmal machen wir einen Sashimi Abend. Damit der nicht allzu langweilig wird, nehmen wir gerne noch einige andere Kleinigkeiten dazu. Dieser Jakobsmuscheltatar ist ein unbedingtes muss.
Ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass es sich bei den ausgelösten Nüssen fast immer um Tiefsee - Scallops handelt. Richtige Jakobsmuscheln werden fast ausschließlich in der Schale verkauft.
zum Rezept
220 g ganz frische, ausgelöste Jakobsmuscheln, ohneCorail
1 Bio-Zitrone, Abrieb der Schale incl 1 TL Saft
40 g reife, aber feste Birne, fein gewürfelt
40 g Gurke, fein gewürfelt
2 EL gehäuft rote Zwiebel, fein gewürfelt
1 EL Olivenöl
1 TL Ponzu (Sojasauce mit Reisessig
Fleur de Sel
4 Zweige frischer Dill
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Die Jakobsmuscheln in 8 gleich große Stücke schneiden (2x Senkrecht, 1x Waagrecht) und im Kühlschrank kalt stellen.
Die Birnenwürfel mit 1 TL Zitronensaft beträufeln. Die roten Zwiebelwürfel für ca. 3 Minuten in Eiswasser geben, dann abtropfen lassen. Die Stücke der Iakobsmuscheln sowie die Birnen-,Gurken- und die roten Zwiebelwürfel in einer Schüsselmischen. Mit Olivenöl und Ponzu beträufeln, mit clem Fleur de Sel und der abgeriebenen Zitronenschale würzen. Dann alles vorsichtig vermengen und abschmecken.
Vor dem Servieren mit dem etwas Zitronensaft beträufeln und mit wenig gezupftem Dill garnieren.
Sollten keine fertige Ponzusauce greifbar sein, kann man diese kurzerhand selber herstellen.
2 EL Sojasauce
1 EL Sake
2 EL Mirin
1 El Orangensaft
1 TL Limettensaft
1/2 TL Zucker
Sake und Mirin ganz kurz aufkochen und wieder abkühlen lassen. Dann die restlichen Zutaten dazugeben und gut verrühren.
Sake und Mirin können durch trockenen und süßen Sherry ersetzt werden.
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Nespresso, Gourmesso und Sense Capsules
Ein großer Freund von unverlangt abgefragter Tests bin ich noch nie gewesen. Als aber letztens eine Anfrage gekommen ist, ob ich denn daran Interesse hätte eine Alternative zu Nespresso Kapseln zu testen, konnte ich nicht widerstehen. Seit einigen Monaten besitzen wir ein solches Gerätchen für den Espresso zwischendurch. Ansonsten bin ich ja Senseo Pad Trinker. 4-12 Tassen manchmal auch mehr sind das schon. Ab Mittags dann aber auch gerne koffeeinfrei. Abends bevorzuge ich jedoch einen Espresso oder auch mal Zwei. Da mir der Aufwand mit diesen Vollautomaten auf den Keks gegangen ist, die Bohnen zu alt werden und dann nicht mehr schmecken. Dann kram mal jemand die ranzigen Dinger wieder aus der Mühle. Soon Ding hebt man ja nicht eben mal hoch und schüttet die dann einfach aus. Auch gehen die Qualitätsmaschinen aus der Schweiz gerne auch nach 2 Jahren und 1 Monat ( Nr.1 ) oder nach 2 Jahren und 6 Monate ( Nr. 2 ) kaputt. Reparatur min. 250 €. Danke für das Gespräch. Nee da sind mir die Kapseln lieber. Trotz Müll und Preis. Hauptsachen keinen Ärger.
Da a die Newcomer der kompatiblen Nespresso Kapseln aber alle vollmundig versprechen, min. 30% billiger bei gleichem Geschmack lohnt sich doch einmal ein Vergleich.
In der Mitte der Primus Inter pares Nespresso Arpeggio Stärke 9, Links der neue Herausforderer von Gourmesso Messico Blend Forte Stärke 9 und rechts der schon seit längerer Zeit auf dem Markt befindliche Sense Capsules Forza auch in der Stärke 9. Beim testen habe ich mich auf diese drei beschränkt, da ich befürchte sollte ich alle durchprobieren kann ich 5 Tage lang nicht schlafen.
Goumessa und Nespresso laufen ungefähr gleich gut durch das Maschinchen. Bei der Sense Kapsel dauert es doppelt so lange bis das Wasser durchgelaufen ist.
Espresso 30 Sekunden lang gestanden ohne Zucker (Foto oben) dann Zucker auf die Crema und nach 30 Sekunden auf der Crema fotografiert. Man sieht im mittleren Becher (Nespresso) noch die letzten Reste von Zucker untergehen. Da war bei den anderen Kombattanten der Zucker schon in die Tiefe entflohen.
Testergebnis:
Gourmessa Mesico Blend Forte läuft gut durch, schöne feinporige Crema, die den Zucker aber am schnellsten durchlässt. Der Geruch ist kaffeetypisch, deutliche Röstnnnote ein wenig angebranntt. Im Mund leichter aber komplexer Körper, schönes Süße-Säure-Spiel. Wirkt im Abgang etwas ausgezehrt. Sonst aber rund und harmonisch, für Stärke 9 viel zu lasch.
Nespresso Arpeggio läuft auch gut durch die Maschine. Die Crema ist feinporig und standfest. In der Nase kräftig malzig mit feinen Röstaromen auch von Kakao. Im Mund vollmundig und ausgewogen, sehr kräftige komplexe Aromatik. Die Säure einen Hauch zu spitz. Voller Abgang, bleibt lange im Mund.
Senseo Capsules Forza läuft sehr schlecht durch die Maschine, die muss richtig arbeiten und der Durchlauf dauert ca. doppelt so lange wie bei den Kontrahenten. Die Crema ist grobporig und verliert den Zucker relativ schnell. Die Nase verbrannt und rauchig nach saurem Getreide. Im Mund leider ausgezehrt und verbrannte Aromen dominieren. Er wirkt gegen die beiden anderen dünn und sauer. Kratzt im Hals. Stärke 9 ist ein Witz
Fazit
Der Gewinner heißt Nespresso ohne wenn und aber. dafür aber auch mit 35 Cent/Kapsel der teuerste. Mir ist er das Wert.
Guter Zweiter der Gourmesse, das könnte für Sparfüchse eine Alternative sein. Nur 24 Cent/Kapsel. Deutlich Abgeschlagen Senseo. Enttäuscht auf ganzer Linie und ist mit 29 Cent/Kapsel noch nicht einmal der günstigste.
Habe noch mal danach den Jacobs Momente Intenso Stärke 9 probiert. Leider ein ähnliches Bild wie der Senseo.
Liebe Hersteller da geht noch was, da ist noch deutlich Luft nach oben.
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Weh-Weh-Weh Willis Wein Werkstatt Heute auf der Hebebühne: Dönnhoff Oberhäuser Brücke Riesling Auslese
Weh-Weh-Weh Willis Wein Werkstatt
Heute auf der Hebebühne: Dönnhoff Oberhäuser Brücke Riesling Auslese Goldkapsel 2007 und Dönnhoff Niederhäuser Hermannshöhle Riesling Spätlese 2007
Der Captain verlässt den Korkdampfer, die Nachricht schlägt ein wie der Enterhaken eines Prisenkommandos in der Steuerbordreling. Kreydenweisse Gesichter in Medien- wie Seefahrerkreisen. Der Captain? Der Mann, der Cheval Blanc zum Seepferdchen gemacht hatte? Der im Alleingang fast die gesamte Weinszene des Elsass auf seinem Stocherkahn den Trimbach hinunter geschrieben hat? Er kann nicht von Bord, das wäre ja als wechselte ein Kanzleramtsminister auf einen schimmligen Versorgungsposten bei der vom Captain besonders geliebten Bahn AG. Doch das Gerücht verdichtet sich schnell zur Gewissheit. Es stimmt, der Alte rollt das Segel ein wie einst die Handelsschiffe bei Château Beychewilli auf der Gironde.
Doch die Gründe bleiben im Dunklen. Hat Stylemaat Küblbeck eine Meuterei der Mannschaft angezettelt, weil er die la Tache-Flecken auf der abgetragenen Uniform des Alten nicht mehr sehen konnte? Oder hat gar das Schifffahrtsamt dem Alten das Kapitänspatent entzogen, nur weil er beim letzten Anlegemanöver am Kai der Cordobar ein Dellchen in den massivgoldenen Rumpf der Costa Concorkia gefahren hatte? Oder stimmt das Gerücht, dass der Captain selbst hinschmeißt, um eine neue Stelle als Admiral der Bateau Mouche-Flotte in Paris anzunehmen. Nicht ahnend, dass es auf den Touristenkuttern ungeachtet ihres Namens keinen Clos des Mouches fürs Bordpersonal gibt. Vielleicht war eine weitere Verspätung der Bundesbahn das Goldtröpfchen, das das Fass zum Überlaufen brachte? Geht der Alte gar aufs Altenteil, ins Austraghäusl, wahrscheinlich auf dem rheinhessischen Seehof? Man weiß es nicht, noch nicht. Doch neigt der Alte nicht zur Schweigsamkeit, wir werden es also erfahren, wenn er den nächsten Karriereschritt auf dem Weg zur Weltherrschaft tut.
Anbieten könnte man ihm zum Beispiel einen Posten als Konteradmiral auf der Oberhäuser Brücke. Dort dürfte er von morgens bis abends in der Offiziersmesse sitzen und die Rieslingauslesen des Hauses Dönnhoff genießen. Für den Captain, dessen Uniform zwischen den La Tache-Flecken vor Litzen, Streifen und Orden nur so strahlt und prunkt, müsste es schon aus farbstylischen Gründen eine Flasche mit Goldkapsel sein. Das hat die Modewoche Berlin so entschieden, da gibt es keine Widerworte. Locken könnte man ihn zum Beispiel mit dem Jahrgang 2007, kein Arschjahr, der wird ihm genehm sein.
Ich habe schon mal vorgekostet: Kräftiger Honig in der Nase, dazu Karamell, etwas botrytische Quitte, eine Spur Aprikose, dazu auch ein paar tabakige Noten. Am Gaumen dicht, fast zähflüssig, die Botrytis lässt ihn weitaus weniger trinkig wirken als Dönnhoffs Hermannshöhlenspätlese aus gleichem Jahr, die die Mannschaftsgrade im Ausguckskorb trinken. Das ist der Botrytis geschuldet, die dem Wein nach gut sechs Jahren mit quittigen, rosinigen und haselnussigen Noten fest im Griff hat. Dazu gibt es sehr konzentrierte Aromen von getrockneten Aprikosen, etwas Tabak und eine Spur Brioche. Zähflüssig, fast schnittfest, man sollte ein Entermesser dabei haben, wenn man ihn aus der Karaffe in die Gläser bringen will. Das ist kein Saft mehr, das ist Extrakt pur. Dicht gewoben, enormer Tiefgang, wunderbar lang, der dreht im Abgang noch eine und noch eine und noch eine Runde. Das hört gar nicht mehr auf. Das große Wunder besteht darin, dass der Wein trotz der massiven Süße, trotz seiner Beerenauslesenstilistik nie breit, nie pappig wirkt, sondern sich eine fast perfekte Eleganz bewahrt. Noch ausgesprochen jung, das kann und sollte noch zwanzig Jahre in Würde reifen. 95 von 100 Willipunkten.
Da ich auf dem Corkdampfer ja nicht als Offizier, sondern nur als Klabautermann arbeite - und selbst das nur in Teilzeit - gehöre ich zu den Mannschaftsgraden, die sich derweil im Ausguck Dönnhoffs 2007er Spätlese aus der Hermannshöhle hinter die Augenklappe kippen. Pikanter Duft, Dörraprikosen, Blütenhonig, leicht buttrig, waldmeistrige Kräuternoten, insgesamt viel Charme in der Nase. Am Gaumen viel Honig, konfitierte und getrocknete Aprikosen, Quitten, frisch und opulent, zugleich aber auch schon mit einem allerersten kleinen Tanzschritt in Richtung beginnender Firne unterwegs. Viel Saft, die grandiose Harmonie zwischen Süße, Säure und mineralischer Würze führt zusammen mit dem animierenden Kräuterton und dem leichten Firneakzent zu einer so großartigen Balance und Fülle, dass die Flasche schneller leer ist als Uderzos Gallier ein Piratenschiff versenken können. Die Mannschaftsgrade hängen schon am späten Nachmittag schieläugig in den Enternetzen herum, die leeren Flaschen kullern durch den Laderaum. Dass man Honig auch bei Celsiusgraden unterhalb der Zimmertemperatur so verflüssigen kann! Im Abgang zunächst noch etwas harmlos, doch mit mehr Luft gibt sich das im Igelpfotenumdrehen. Der Honig wird einen Hauch karamellig, da dürfte ein wenig Botrytis mit im Spiel sein. Auch nach der Auslese kann dieser Wein noch immer bestens bestehen. 93 von 100 Willipunkten.
Farewell Captain!
Die gekürzte Fassung gibt es auch bei Captain Kork zu lesen
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Schwertmuschel, Honigpomelo und Rote Beete
Eine raffinierte Vorspeise die auch im Winter gut serviert werden kann. Die lauwarmen Schwertmuscheln, eigentlich Schwertförmige Meerscheidemuschel) harmonieren hervorragend mit den dünnen Scheiben von roter Beete und dem fein süßsäuerlichen Aromen der Honigpomelo.
zum Rezepts
500g Schwertmuscheln
150g Rote Beete in hauchdünnen Scheiben
1/2 Honigpomelo, in Segmenten. Die Segmente schon von der Haut befreit
0,5 Bund Petersilie, grob gehackt
2 EL Kürbiskerne, grob gehackt
5 EL Kürbiskernöl
2EL Marillenessig
20g Hartkäse
Schwertmuscheln kräftig waschen. Mehrmals, sie enthalten viel Sand. Auf ein Backblech geben und unter dem Backofengrill 2-3 grillen, bis sie geöffnet sind. Mit Alufolie abdecken und bis zur Verwendung beiseite stellen.
Essig, Petersilie mit dem Öl und dem Käse in einem Mixer zu einem Dressing mixen. Kürbiskerne in einer Pfanne anrösten und unter das Dressing ziehen.
Rote Beete Scheiben auf Teller legen mit dünnen Scheiben von der Pomelo belegen und das ganze mit dem Petersilien - Kürbiskerndressing beträufeln. Lauwarme Schwertmuscheln darauflegen. Fingerbowle nicht vergessen.
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Putenunterkeule, was soll man denn damit?
So oder so ähnlich lauten die Antworten auf die Empfehlung mal das in meinen Augen einzig schmackhafte Teil der Pute (Truthahn) an den Mann zu bringen. Grund sind die in nicht geringem Maße enthaltenen Sehnen. Diese werden auch beim Garen nicht weich. Deswegen ist Putenunterkeule auch relativ preiswert. Irgendwann kam mir der Gedanke des Pulled Pork. Das Pork wird hier in Pute umgewandelt. Also Pulled Pute von der Unterkeule. Denn beim "pullen" kann man die harten Sehnen ziemlich gut entfernen. Das Fleisch wird durch die lange Garzeit bei niedriger Temperatur butterweich und fällt quasi von selber auseinander.
Zum Rezept
1 Putenunterkeule
für die Brine
500ml Wasser
40g Salz
25g Zucker
Salz und Zucker im Wasser auflösen, in einen ausreichend großen Gefrierbeutel (3 Liter) füllen und die Putenunterkeule 4 Stunden darin einlegen. Damit die " Brine " besser einzieht, ist es Vorteilhaft das dicke Ende der Keule einige Male mit einer Rouladennadel einzustechen. Das hilft auch besser die Haut zu durchdringen.
Danach die Keule entnehmen und mit Küchenpapier abtrocknen. Mit einer Würzmischung aus Paprika, Salz, Zucker und Pfeffer einreiben.
In einen Bratbeutel geben und im Backofen bei 100°C 3 Stunden garen. Danach noch einmal 30 Minuten bei 200°C anbräunen.
Aus dem Bratbeutel befreien, Saft dabei aufheben, mit einer Gabel das Fleisch zerpflücken und in eine Schale geben. Mit etwas von dem aufgefangenem Saft vermischen. Evtl. noch nachwürzen. Gerne auch mit einer BBQ Sauce. Mit (Fladen-) Brot und Sauce verzehren. Ein Salat passt auch noch gut dazu, wenn es sich nicht vermeiden lässt.
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Hüfte, Zucchini und grüne Sauce
Zucchini, der Alptraum des guten Geschmacks. Denn meistens besitzt die Zucchini davon, also vom Geschmack, eher wenig bis nix. Das aber Geschmack drinne ist, kann man an guten Tagen schon mal schmecken. Ergo müssen wir diesen einfach nur noch mehr herauskitzeln. Der größte Feind von Geschmack ist Wasser. Die Zucchini hat jede Menge davon. Also müssen wir einen Teil vom Wasser irgendwie loswerden. Eine ganze Menge davon können wir schon einmal entfernen, indem wir die Zucchini vierteln und ein Großteil der Kerne wegschneiden. Noch mehr Wasser entfernen wir, indem die geviertelten Zucchini bei hohen 225°C Temperaturen im Backofen backen. Wohl dem der eine Crisp Funktion sein eigen nennt. Die anderen behelfen sich mit einem Holzlöffel der zwischen die Backofentür geklemmt wird. Da braucht es dann 240 - 250°C um im Backofen auf die geforderten 225°C zu kommen. Der Holzlöffel dient dazu die Feuchtigkleit aus dem Backofen entfleuchen zu lassen. All diese Vorkehrungen helfen und siehe da, Zucchini mit Geschmack. Dazu gibt es einen feines Tatar aus der US Rinderhüfte mit grüner Sauce, der ich ein wenig weiße Misopaste beigemischt habe, welche den Geschmack der Kräuter noch etwas mehr hebt.
Dazu habe es einen der besten, wenn nicht den besten Wein 2012, für mich, getrunken. Wir reden hier nicht über Blockbuster und Weinedie auf Proben bestehen wollen, sondern über einen Trinkwein, der auch wunderbar ein Essen begleiten kann und trotzdem als Solist glänzen kann. Mineralik in Nase und am Gaumen. Fülle aber nicht Breit. Elegant aber nicht dünn. Ausgewogene Frucht von gelben Früchten und fein eingebundene Säure. Salzig und kraftvoll im Abgang. Herrlich, da will man, Frau auch, mehr. Glückwunsch Herr Dönnhoff, ganz großes Kino.
zum Rezept
Rezept grüne Miso Sauce
100g Kräuter (Basilikum, Kerbel, Petersilie etc.) gewaschen, ausgeschüttelt und Blättchen gezupft
2 EL Pinienkerne, frisch geröstet
50ml Olivenöl, bestes
10ml Aceto Balsamico, 10 Jahre alt
1 El weiße Misopaste
1/4 Knoblauchzehe, fein gehackt
0,5 TL Kapern, trockene (Deswegen braucht es auch kein Salz) Bei eingelegten Kapern bitte salzen)
Pfeffer
(Salz)
Basilikum und Petersilie abspülen, trocken schütteln und die Blättchen von den Stielen zupfen. Die Kräuterblättchen, die gerösteten Pinienkerne, Knoblauchzehe, Kapern, Öl und Essig im Mixer fein pürieren und anschließend mit Pfeffer und evtl. Salz abschmecken.
Zucchini
800g Zucchini
Thymianblaättchen
Olivenöl
50g ganz feingehobelter Greyetzer
Salz und Pfeffer
Die Zucchini waschen, vierteln und entkernen. Auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen. Mit Thymian bestreuen und mit Olivenöl beträufeln. Zum Schluss mit dem geriebenem Käse bestreuen.
Im vorgeheizten Backofen bei 225°C mit Crisp Funktion 20-25 Minuten, oder bis der Käse schön braun ist,backen. Diejenigen die keine Crispfunktion haben, behelfen sich wie oben beschrieben.
Tatar
500g Abschnitte der US Rinderhüfte, in Würfeln
1 EL Kapern
2 EL Schalottenwürfel
1 Prise Paprika
2 Sardellenfilets, fein gehackt
5g Salz
1g Pfeffer
2 Eier
Alle Zutaten bis auf die Eier in einer Schüssel vermengen und 2x durch die mittlere (5mm) Scheibe des Fleischwolfes lassen. Die Eier gut untermischen und evtl. noch mit Salz, Pfeffer und Worcestershiresauce abschmecken.
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Besuch im Werkshasen, Achtung! Schäl Sick Alarm
Manchmal muss man auch auch über seinen Schatten springen und auch in weiter entfernte Gebiete vordringen. Wir haben uns getraut und das aus gutem Grund. West-Polen besucht man ja nicht ohne denselben. Wie von stets gut unterrichteten Kreisen verlautbart wurde, sollte man tatsächlich hier gut essen können. Im Werkshasen.
Das haben wir gemacht und waren positiv überrascht. Leider ist es wohl damit schon wieder zu Ende, da der Küchenchef sich wohl leider schon wieder verabschiedet hat.
zu den einzelnen Gängen
Brot kommt in der Bäckertüte
Rote Beete / Birne / Mohn
Sellerie
Duroc Schwein / Rettich / Mandarine
Käsegang
Schoko-Orangenkuchen
Kräutergarten in Bäckerei Pfandkisten in Rückenschonender Arbeitshöhe
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Weh-Weh-Weh Willis Hausbesuche Heute: Kinkelstuben

Ein Freund aus dem Finanzministerium klagt mir sein Leid. Er arbeitet dort in der Umsatzsteuerabteilung. Da sitzen die Leute, die sich das ganze Jahr lang Gedanken darüber machen, ob man Esel und Maulesel nicht mit unterschiedlichen Umsatzsteuersätzen belegen soll, einfach nur damit die Steuerfachliteratur eine originelle Anekdote zu erzählen hat. Was dem EU-Kommissar die genormte Gurkenkrümmung und der standardisierte Traktorsitz ist dem Finanzminister das Chaos in der Mehrwertsteuer. Da kommt dann der Maulesel deutlich billiger als der normale Esel. Weil ja nur Luxusgüter den vollen Mehrwertsteuersatz kosten sollen und Güter des täglichen Gebrauchs reduziert besteuert werden sollen. Und wer von uns gebrauchte nicht täglich seinen Maulesel - in ländlichen Regionen ist sogar von Missbrauch zu hören - während der Esel nur an hohen Feiertagen bestiegen wird! Das ist ganz ähnlich wie mit den Gewürzkräutern. Die braucht man täglich, also reduzierter Satz. Sind sie allerdings schon zu einer Gewürzmischung verarbeitet, isses Luxus, also wird der volle Mehrwertsteuersatz verlangt. Eine Logik die sich weitab der Realitäten unser fast food-Küchenkultur bewegen dürfte.
Tja, da sitzt er nun also mein Freund und rauft sich ob dieses Wahnsinns so die Haare, dass er an guten Tagen aussieht wie Einstein, an schlechten eher wie Meister Proper. Außerdem muss er einmal im Monat mit zum "Umsatzsteuerkegeln", jedenfalls wenn er sich nicht ausgrenzen will. Denn da geht die Abteilung geschlossen hin. Vielleicht um sich daran zu freuen, dass man im Jahr 2000 im Zuge der Harmonisierung der Besteuerung von Sportanlagen die für Kegelbahnen bis dahin geltende Umsatzsteuerbefreiung aufgehoben hat. Eine Großtat, an die sich die Abteilung noch heute in jährlichen Gedenkfeiern mit Tränen in den Augen erinnert.
Also kegelt er, mein Freund, wacker und umsatzsteuerpflichtig, denn sonst leidet die Karriere am Ende noch. Eigentlich kenne ich solche Spießigkeit sonst nur noch aus den Erzählungen meines Großvaters, der in den Fünfzigern - glaubte man seinen verklärten Erinnerungen dreißig Jahre danach - als Amtsrat praktisch im Alleingang die Wiederbewaffnung nach dem Krieg durchgesetzt und das Verteidigungsministerium aufgebaut hat. Ihm oblag auch die Organisation der alljährlichen Karnevalsveranstaltung des Hauses, an der teilzunehmen für die Verteidiger mindestens so wichtig gewesen sein dürfte wie für die Finanzer der acte de presence beim heutigen Umsatzsteuerkegeln. Es wurden anlässlich dieser Karnevalpartys, das war in zahlreichen, von meinem Großvater archivierten "Programmen" säuberlichst dokumentiert, in jedem Jahr die selben humorfreien Witze erzählt und dieselben zotigen Sketche aufgeführt. Auch war der Ablauf der Veranstaltung strenger reglementiert als heute die Gurkenkrümmung - so dass die Verhinderung von Spontaneität und Ausgelassenheit absolut sicher gestellt war.
Insofern war mein Opa wohl ein würdiger Urvater des Kölner Fernsehsitzungskarnevals.
Hmm, da isses wieder mit mir durchgegangen - man erzählt harmlos vom Finanzministerium und hastenichgesehen ist man beim Sitzungskarneval angekommen. Die Übergänge zwischen Politik und Karneval verschwimmen aber auch immer mehr, siehe "Rentenreform". Na gut, es mag vielleicht mit daran liegen, dass die beste Igelin von allen und ich gestern bei der Stunksitzung in Köln waren. Alternativer Karneval, gaaaanz gefährlich. Arnarchisch-klamaukig verhohnepiepelt man dort die Rituale des klassischen Karnevals, außerdem gibts Comedy und zwischenrein immer wieder von der hauseigenen Combo Köbes Underground nett auf Köln umgetextete Pop/Rocksongs aus den Top Ten des letzten Jahres. Sehr lustig, eine Aufzeichnung läuft auch jedes Jahr am Weiberfastnachtsabend im WDR-Fernsehprogramm. Wobei die Etablierten im Kölner Karneval die Stunksitzung natürlich ganz furchtbar finden, zumal die auch noch einen Riesenerfolg hat. Es musste sogar schon der Chef des Festkomitees zurücktreten, weil er dabei erwischt wurde, dass er auf einer Stunksitzung im Publikum zu Gast gewesen war. War Karneval nicht mal das Ventil, mit dem man sich satirisch über die Obrigkeit lustig machte? Drollig, dass es jetzt eine eigene Karnevalsobrigkeit gibt und man sich über die nicht lustig machen darf. Putin, Janukowitsch und Lukaschenko sind nix gegen den Sitzungskarneval. Wird Zeit für Tussi Riot gegen das Festkomitee anzugehen, zumindest mal an Weiberfastnacht.

Mitglied der Prinzengarde Oberkassel
Zum Glück gibt es im Rheinland aber noch ein paar Orte, wo man als Weintrinker den humoristischen Rohrkrepierern aus der kölschseligen Pointenflak entgehen kann, wo die Karawane nicht weiterzieht und der Dom auch nicht in Kölle gelassen wird, sondern in Perignon. Denn da und nur da gehört er hin. In den Kinkelstuben in Bonn-Oberkassel zum Beispiel könnte man den Karneval lässig aussitzen, ohne auch nur ein einziges dieser verstrahlten Mottolieder der Höhner oder anderer humorterroristischer Vereinigungen über sich ergehen lassen zu müssen. Fehlt nur noch eine durchgestrichene Narrenkappe an der Tür, mit einem kleinen Hinweis "wir müssen leider draußen bleiben".

Kinkelstuben in Bonn - im Sommer kann man auch auf der Terrasse sitzen
Drinnen herrscht Ruhe - wunderbare Ruhe! Herr Schrempp, seit vielen Jahren Inhaber dieses oenologischen Kleinods, reicht dem Stammkunden zunächst mit einem freundlichen Gruß die Hand über die Theke und bringt danach unaufgefordert und fast wortlos die telefonbuchdicke Weinkarte an den Tisch. Nun heißt es für den Weinigel die Stacheln anlegen, Lesebrille aufsetzen, es beginnt die Zeit der inneren Einkehr und Reflexion. Lieber nur ein Gläschen von der Karte der etwa 25 offenen Weine? Oder gleich eine Flasche? Trocken, halbtrocken, fruchtig? Fünf, zehn, zwanzig, achtzig Jahre alt? Die Karte hat das alles in Hülle und Fülle zu bieten. Nirgendwo sonst habe ich eine so große Auswahl deutscher Weine von Spitzenbetrieben gesehen. An die tausend Positionen sollten es sein. Nur Anfänger werden den Wirt zu fragen wagen, ob die vielen betagten Weine denn tatsächlich alle "noch gut" seien. Da zeigt sich dann gerne mal eine Zehntelsekunde lang, dass Herr Schrempp irgendwann, so etwa im mittleren Pleistozän muss es gewesen sein, wohl mal an der Wiener Qualtinger-Akademie einen Grundkurs im Granteln belegt haben mag: "Sonst stünden sie ja nicht auf meiner Karte", kommt nusstrocken und mit kurzem Abgang die mit todernster Mine abgefeuerte Antwort. Stimmt! Die vielen Rieslinge, die aus den Siebzigern, Achtzigern und Neunzigern verfügbar sind, vor allem von der Mosel und aus dem Rheingau, sind so perfekt ausgesucht, dass sie keine Anzeichen von Müdigkeit erkennen lassen. Wer richtig auf die Pauke hauen will, lässt sich entweder einen Steinberger aus den dreißiger Jahren kommen, oder die Sonderkarte mit Weinen von Egon Müller. Die meisten sind Versteigerungsweine und stammen aus der alljährlichen Trierer Auktion. Die Preise machen Freude, viel fairer kann man nicht kalkulieren!
Damit man den Alkohol nicht immer so trocken runterwürgen muss, hat Herr Schrempp irgendwann geheiratet und seine Frau in die Küche der Kinkelstuben gestellt. Dort zaubert Bärbel Schrempp zahlreiche wunderbare kleine Köstlichkeiten, die allen schon den Weg in die Oberkasseler Kinkelstraße rechtfertigten. Ihre Philosophie ist einfach: kleine Karte, dafür alles frisch gemacht und häufig wechselnde saisonale Spezialitäten. Ich schwärme vor allem von ihren köstlichen Eisparfaits und der Apfeltarte, komme aber auch kaum einmal an den frischen Gartensalaten vorbei, die es zum Beispiel mit Roastbeef oder hauchdünn geschnittenem Bündnerfleisch gibt. Mit Ziegenkäse überbackene Birnen, köstliche Suppen und herrliches Quiches runden das Programm ab.

Der Käsewagen - so etwa muss es im Igelhimmel aussehen!
Irgendwann kam die Frauenbewegung und damit war klar, Herr Schrempp konnte die Verantwortung für die feste Nahrung nicht mehr länger alleine seiner Frau aufbürden. Also gibts in den Kinkelstuben nun auch phantastische Rohmilchkäse, die vom Chef persönlich per Käsewagen an den Tisch gefahren und ganz nach Wunsch und Geschmack des Gastes zu einem persönlichen Käseteller zusammengestellt werden. Auch hier wird nur der Anfänger fragen, welche der Käse denn voll auf dem Punkt seien. Da käme sofort wieder der Qualtinger-Absolvent durch, "selbstverständlich alle, sonst würde ich sie Ihnen ja nicht anbieten". Stimmt! Trotz der großen Auswahl auf dem Wagen sind die Käse tatsächlich alle voll auf dem Punkt. Immer! Heute beginnt das in Deutschland, na, sicher noch nicht Standard zu werden, aber vielleicht ist es nicht mehr eine so ganz außergewöhnliche Sensation wie noch vor zehn, fünfzehn Jahren. Dennoch scheint mir der Käsewagen im Hause Schrempp noch immer den meisten Käsesortimenten unserer deutschen Sternelokale weit überlegen zu sein. Wieder ein Element der magischen Kinkelformel, für das alleine sich die Reise auf die schäl Sick lohnte. Vaut le voyage schreibt der Guide Michelin bei seinen besten Adressen gerne. Für die Kinkelstuben gilt das ganz uneingeschränkt! In der Weinstubenwertung sind das glatte 100 von 100 Willipunkten!
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Im Westen nichts Neues? Doch Scherz Restaurant
Endlich mal wieder ein Restaurant im Kölner Westen, welches von Kriel mit dem Fahrrad gut zu erreichen ist. Der Rückweg ist aber auch noch gut zu bewältigen, was meistens wichtiger ist. Außerdem bietet Scherz Restaurant gute österreichische Küche ohne kurz vor der Armutsgrenze zu enden. Da die Eröffnung gerade mal einen Monat her ist, sind die wenigen Fehler schnell verziehen. Wie "Einen Aperitiv? Gerne, einen Sekt bitte. Nee den hammwer nich, aber ich kann ihnen so nen rosa Schaumwein anbieten." Ehh das geht eleganter und einen Schilcher Frizzante kann man durchaus offensiver anbieten. Sooo schlecht ist das Zeug jetzt auch nicht.
Ansonsten bleibt nur die Vichysoisse war leicht versalzen. Alles andere präsentiert sich auf hohem Niveau unauffällig. Das Ambiente ist eher rustikal laut und eng. Bietet aber nicht den Flair eines Pariser Bistros. Die Weinauswahl ist übersichtlich österreichisch und eher auf kleine Qualitäten ausgerichtet. Hier sollte treotzdem jeder etwas finden. Ansonsten gibt es Mühlen Kölsch.
Fazit: Das sollte man beobachten.
Ansonsten bleibt nur die Vichysoisse war leicht versalzen. Alles andere präsentiert sich auf hohem Niveau unauffällig. Das Ambiente ist eher rustikal laut und eng. Bietet aber nicht den Flair eines Pariser Bistros. Die Weinauswahl ist übersichtlich österreichisch und eher auf kleine Qualitäten ausgerichtet. Hier sollte treotzdem jeder etwas finden. Ansonsten gibt es Mühlen Kölsch.
Fazit: Das sollte man beobachten.
Vichysoisse etwas versalzen
Selber gebeizter Lachs mit Algensalat
(hier hätten wir uns gerne etwas vom Salz der Vichysoisse am gebeizten Lachs gewünscht. Das Dressing mit Kreuzkümmel hätte ich nicht in meiner ersten Wahl zum Algensalat)
Tafelspitzbouillon - Strudel und Suppe waren ausgezeichnet, das Grießlößchen geht lockerer
Kronfleisch Super lecker
Kaiserschmarrn, leider hart an der Grenze zum verbrannten, was der übermäßige Einsatz von Puderzucker auch nicht mehr kaschieren konnte.
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Kalt-Kaffee-Extraktion, gar nicht kalter Kaffee
Kalt-Kaffee-Extraktion gibt es schon ewig und wird in Asien intensiv praktiziert. Dort gibt es auch entsprechende Gerätschaften in denen man den Kaffee standesgemäß zubereiten kann.
Da ich aber nur ein Kaffeesorbet selber machen wollte, waren mir die dort angebotenen Gerätschaften erstens zu teuer und zweitens waren auch die Lieferzeiten zu lang. Mit einigen Hilfsmitteln die in fast jedem deutschen Haushalt zu finden sind, kann man das auch gut selber machen. Ich benutze dazu meine French Press.
Warum der ganze Ärger werden sich manche jetzt fragen. Ganz normaler Kaffee kann das doch auch. Radio Eriwan antwortet, im Prinzip ja, aber. Heiß aufgebrühter Kaffee hat, wenn konzentriert hergestellt, oft eine kräftige Säure und deutliche Bitternoten, die mich bei den nicht ganzen so süßen Eissorten stören. Beim herkömmlichen Kaffeeeis mit Milch, Sahne und reichlich Zucker sind Säure und Bitterstoffe eher erwünscht und unterstreichen den Geschmack. Da ich aber mit weniger als der Hälfte an Zucker auskommen wollte, anstelle von knapp 200g/l. nur so um 80g/l., muss man Säure und Bitterstoffe reduzieren. Das funktioniert mit der Kalt-Kaffee-Extraktion ganz ausgezeichnet.
Außerdem kommen einige Aromen, wie Fruchtnoten, deutlich stärker zum tragen.
Ganz Geil auch im Sommer unverdünnt mit zwei Kugeln Vanilleeis als Eiskaffee. Das funktioniert im übrigen auch ganz hervorragend mit Milch anstelle von Wasser. Für Desserts wie Creme Brulee zum Beispiel.
Rezept Kalt-Kaffee-Extraktion
250g Wasser
50g frischer Kaffee, gemahlen Eine eher milde nicht zu stark geröstete Sorte
Das ergibt ca. 100ml.
Kaffee und Wasser in eine French Press geben. mit Frischhaltefolie abdecken und 12 Stunden bei Zimmertemperatur stehen lassen. Dann abpressen. Wer möchte kann den Extrakt noch einmal filtern, im Eis stören mich die wenigen Kaffeepartikel eher nicht, bzw sind erwünscht.
Man kann auch direkt mehr machen, den Rest kann man, 1/3 Extrakt und 2/3 heißes Wasser, als fast ganz normalen Kaffee genießen. In eine Flasche abgefüllt und im Kühlschrank aufbewahrt hält das Gebräu ohne Qualitätsverlust gut 2 Wochen.
Rezept Kaffeesorbet
300g Wasser
100ml Kalt-Kaffee-Extraktion
25g Zucker
35g Traubenzucker
10g Magermilchpulver
5g Inulin
0,5g Johannisbrotkernmehl
0,5g Guarkernmehl
1 Msp. Vanillepulver
Bei mir kommen dann alle Zutaten in einen Paco Jet Becher, kurz durchmixen und einfrieren. Bei Bedarf pacossieren.
In der Eismaschine habe ich es noch nicht probiert. Vielleicht gibt es dazu Erfahrungswerte.
PS
Manchmal sind Anglizismen durchaus Sinnvoll. Das englische Cold Brew Coffee geht mir deutlich leichter von der Zunge als das eher umständliche deutsche Wortungetüm Kalt-Kaffee-Extraktion.
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Weh-Geh-Weh Willis Gastro Werkstatt Heute: Vierschänkentournee Teil 5
Weh-Geh-Weh Willis Gastro Werkstatt
Heute: Vierschänkentournee Teil 5
Hoeneß in den Knast? Tja, so sieht es aus, der Runde muss ins Eckige, hat der Richter entschieden und zwar gleich mal für dreieinhalb Jahre. Wobei das nur der Zwischenstand nach dem ersten Tag der Urteilsverkündung ist. Experten gehen davon aus, dass sich die Strafe bis zum zweiten Tag der Urteilsverkündung noch auf 27,2 Jahre erhöhen wird. Schuld waren vor allem Fehler in der Abwehr, analysierte Hoeneß nach dem (Schau-)Spiel, meine Verteidiger haben die Räume so eng gemacht, dass ich am Ende in der Zelle landen musste. In der JVA München freut man sich auf den prominenten Gast, der insbesondere unter der Dusche sicherlich gerne in Manndeckung genommen werden wird. Wer sich da zu lange nach der Seife bückte, lernt eine ganz neue Bedeutung des Wortes "Strafstoß" kennen. Oder darf der Hoeneß in den offenen Vollzug? Elektronische Fußfessel als Viererkette des kleinen Mannes? Wäre auch eine Lösung.
Ich traue mich nach dem ganzen Rummel jedenfalls nicht mehr, mein Geld in die Schweiz zu bringen. Die Schweizer haben doch neulich sowieso abgestimmt, dass sie nichts und niemanden mehr aus dem Ausland reinlassen wollen. Also trage ich meine Flocken brav nach Frankreich. Zum Beispiel zu Pierre Gagnaire. Der hat sein Restaurant an der rue Balzac, so dicht am Etoile, dass man es mit einem gut gezielten Hinkelsteinwurf lässig treffen könnte, ganz ohne Zaubertrankdoping, ja sogar ohne den Keksriegel von Sachbachers Evchen.
Allerdings ist das mit dem Gagnaire so eine Sache. Der gehört zu den besten Köchen der Welt, seit mehr als zwanzig Jahren nun schon. Ich kenne ihn noch von ganz früher, als er in St.-Etienne sein erstes Lokal eröffnet hatte und mitten in einer ziemlich abgewirtschafteten Bergbauregion versuchte, das Restaurant in einer mittelgroßen Wirtschaftskrise über die Runden zu bringen. Vergeblich, auch drei leuchtende Michelinsterne halfen nicht. Er ging nach wenigen Jahren krachend Pleite. Und ich war wahrscheinlich nicht der einzige, der das eine oder andere Tränchen darob in den Augen hatte, bei diesem Genie nun nicht mehr essen gehen zu können. Damals wurden die Köche ja noch nicht wie Fußballer gehandelt - oder wie Devisen von Schweizer Konten. Die Künstler am Herd wurden noch nicht alle Pfiff lang von einem Lokal zum nächsten abgeworben. Es stand daher alles andere als fest, dass Gagnaire der Welt der Fresssäcke erhalten bleiben würde. Monatelang sah es so aus als zöge er sich völlig von der Kocherei zurück. Doch dann fasste sich das Hotel Balzac in Paris ein Herz. Man gab ihm dort eine neue Heimat, es wird wohl 1996 oder 1997 gewesen sein.
Seitdem kocht er dort die ganz große Oper. Anders als Ducasse, der seine Köche minimalistischer arbeiten lässt, mit maximal drei Elementen auf dem Teller, oft geradezu geometrisch angeordnet, mit dem Lineal ausgerichtet. Bei Gagnaire fließt der Teller über. Da finden sich zahllose Komponenten, die der Gast frei kombinieren kann. Oft reicht ein Teller nicht und stehen rechts und links noch kleine Schälchen daneben, die zusätzliche Beilagen, Saucen oder ähnliches darbieten. Was Ducasse schon in der Küche leistet - unendlich viele Zutaten zur perfekten Harmonie zu vermählen, lässt Gagnaire den Gast selbst erledigen. Optimales Delegationsverhalten, könnte man sagen. Aber das ist auch spannender, weil man selbst ein wenig mit entdecken und komponieren kann. Und weil man besser versteht, wie der Akkord entsteht, wie die Harmonie gewachsen ist.
Heute steht zwischen dem Hungrigen und Ducasse oder Gagnaire eigentlich nur eines: Der Preis. Ducasse hat gerade das Meurice an der rue de Rivoli übernommen. Zwischen 90 und 140 Euro muss man für eine Vorspeise investieren, die Hauptgerichte schlagen in gleicher Höhe auf den Geldbeutel, Käse oder Desserts gibt es für vergleichsweise spottbillige 35 Euro. Ohne Getränke sind das für drei Gänge knapp 300 Euro pro Person, heftig. Zumal es, anders als bei den meisten anderen Dreisternen in Paris, bei Ducasse auch kein günstiges Mittagsmenü gibt. Das einzige Menü besteht aus "drei halben Portionen aus der Karte" plus Käse, plus Dessert und wird mittags wie abends für 380 Euro verkauft. Uff! A la carte kann Gagnaire das lächelnd überbieten, die Durchschnittspreise für Vorspeisen wie Hauptgerichte liegen bei 200 Euro pro Gang. Zu einer Zeit, da draußen krisenbedingt deutlich mehr Obdachlose auf den Gehwegen herumliegen als je zuvor, kommt mir das schon ein wenig unsittlich vor. Na ja, dafür gibt es das sechsgängige Menü schon für 280 Euro. Und mittags, Schnäppchenalarm, drei Gänge für 85 Euro. Zudem ist die Weinkarte in vielen Positionen außerordentlich kundenfreundlich kalkuliert. Sie beginnt, unerhört für einen Dreisterner, bei Flaschenweinen zwischen 35 und 40 Euro - und da reden wir nicht von Plempe, sondern von sehr kenntnisreich ausgesuchten Weinen von der Rhône.
Also auf zu Gagnaire! Zwei Gläschen Champagner vorweg, einen Rosé von Billecart für die beste Igelin von allen und einen Lanson extra age für mich. Dann kamen auch schon die Vorspeisen, insgesamt waren es fünf, die vom Format her so zwischen Amuse und kleinem Entrée lagen und alle gleichzeitig serviert wurden. Als erstes die Salade Felicia - eine Mischung aus Choucroute und Ratatouille unter einer Glocke aus ausgehärtetem Zitronenkristall - dazu ein kleines Raukenblättchen, das genau den nötigen Pfiff gibt, genial!
Dann ein Wodkagranité mit Birne und Gorgonzola, unter einer Garnitur von Sellerie und Mangoschnitzen, eine himmlische Mariage verschiedenster Komponenten, die perfekt miteinander harmonierten.
Köstlich auch der grüne Spargel mit Stachelbeerschachbrett, frisch, perfekt gewürzt, in einer ganz leichten weißen Sauce mit Anklängen von Bearnaise, in die aber auch ein Haucherl Koriander mit eingegangen ist.
Sensationell auch das Haddocksoufflé, das mit Weißkohlchips und einigen feinen über die Chips gehobelten Selleriestreifen serviert wurde.
Lediglich das Muschelcarpaccio mit Sauce von Espeletteschoten und Tintenfischdaube ließ ein wenig an Feinheit vermissen, Ketzer könnten lästern, der Weg zum Thunfisch in Tomatensauce von Saupiquet wäre nicht allzu weit...
Dennoch ein donnernder Auftakt, zu dem der 2012er Condrieu DePoncins von Francois Villard bestens passte. Nur mit dem Gorgonzola kam der Viognier nicht ganz mit, zu den anderen vier Köstlichkeiten passte er perfekt.
Weiter zum Hauptgericht: Gagnaire fuhr eine Renke auf, unter der knusprigen Haut gebraten, mit Zitronentandoori-Sauce, Butter Müllerin, Preißelbeerconcassée und Spinatpüree, dazu weiße Rübchen mit Schnitzen von der rosa Pampelmuse in Kressesauce. Wieder einmal so eine Geschichte, wo man am Tisch die Komponenten nach Belieben kombinieren kann. Egal was man macht, es passt immer. Regelrechte Geschmacksexplosionen am Gaumen, ein Fest! Zumal der Condrieu fast noch besser dazu passte als der quergestreifte JVA-Anzug zum Hoeneß.
Von der Müllerinnenbutter gab es für Gierschlünde noch ein Tiegelchen extra. Guuuute Politik!
Es folgten die Desserts. Da ging es wieder zu wie bei den Vorspeisen - der Tisch wurde bis zur Kante vollgepackt. Erst kamen einige Rettungsinselchen voller Petits Fours
Dann ein krachend knuspriges Haselnussplätzchen mit Papayawürfeln, genial!
Ein Süppchen von konfitierten Früchten mit Kumquat, Trauben, Mango, rosa Grapefruit und ein paar Raukeblättern. Und genau die sinds, die den Kick geben und dieses Dessert so einmalig machen. Totensimpel, aber draufkommen muss man halt.
Klassischer aber nicht weniger gut, weil extrem fein gearbeitet und ebenso fein im Geschmack: Die Mandelhippe mit Pistazien, karamellisierten Mandelblättchen, Schokoladensauce und Pistazieneis. Großes Kino!
Ehe schließlich der gekochte Obstsalat von Mango und Papaya, mit einem Hauch Passionsfrucht, Lakritzeis und weißen Bohnen den Abschluss machte. Auch hier tanzt eigentlich nur ein Element aus der Reihe, die Bohnen. Die aber mit ihrer mehligen Textur einen schönen Kontrapunkt zum Eis setzen. Die erdige Lakritz spielt schön mit dem Bohnenaroma, die Fruchtnoten geben die nötige Säure und Blume, raffiniert!
Fazit: Für 85 Euro gibt Gagnaire seinen Mittagsgästen einen tiefen und sehr vielschichtigen Einblick in seine Küche. Insgesamt waren es mit den vorher noch gereichten Amuses wohl an die fünfzehn Kleinigkeiten, die wir probieren durften. Jede für sich vielschichtig und opulent komponiert, wie es eben der Stil des Hauses ist. Trotzdem wirkt das Ganze eher klassisch als avantgardistisch - und gerade deswegen ist es wahrscheinlich so gut! Die drei Sterne sind mehr als verdient, Gagnaire bleibt mit Ducasse und Savoy zusammen an der absoluten Spitze in Paris.
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Weh-Weh-Weh Willis Wein Werkstatt Heute auf der Hebebühne: Heymann Löwenstein, Winninger Uhlen R Auslese 2007 und Keller Dalsheimer Hubacker Riesling Auslese*** 2002
Immer ein Vergnügen, der Kanzlerin zuzuhören. In dieser Woche sprach sie über die Energiewende und darüber, wie man die Kosten derselben im Zaum halten könne. Und was sagt sie da, die Angela: "Die Berechenbarkeit der erneuerbaren Energien braucht Korridore. Die Korridore kann man aber nur einhalten, wenn man einen atmenden Deckel hat, mit dem man die Korridore auch einhalten kann." Ja, das ist sicherlich richtig. Wenn man einen atmenden Deckel hat, mit dem man die Korridore einhalten kann, dann kann man die Korridore einhalten, wer wollte das bestreiten? Das kann man rein logisch gar nicht bestreiten. Wobei das nicht nur für atmende Deckel gilt. Wenn ich irgendetwas anderes habe, mit dem ich die Korridore einhalten kann, also vielleicht einen atmenden Dackel, einen nicht mehr atmenden Säckel, einen jodelnden Jockel oder einen rodelnden Hackl, dann kann ich beruhigt sein, denn dann werden die Korridore eingehalten.
Sinnfreiheit ist Trumpf in solchen geistigen Zirkelschlüssen. Und die Wähler sind weiterhin der Meinung, die Volkskanzlerin mache ihren Job im großen und ganzen doch gar nicht so schlecht. Weil man ja kaum anderer Meinung sein kann als sie, wenn sie solche rhetorische Schleiertänze aufführt, immer fein um Inhalte herum und an der Realität vorbei. Dabei sagt sie im Ergebnis gar nichts. Denn was soll ein atmender Deckel überhaupt sein? Dazu kein Wort! Und warum erhöht sich meine Stromrechnung nicht, wenn irgendsoein Deckel ein- und ausatmet? Auch dazu kein Wort. Vielleicht ist es auch gar nicht so einfach, einen atmenden Deckel zu bekommen. Karstadt hat die jedenfalls nicht im Angebot, und auch bei Amazon habe ich vergeblich gesucht. Nicht mal bei ebay gibts sowas.
Mal ganz davon abgesehen, dass schon der erste Satz "Die Berechenbarkeit der erneuerbaren Energien braucht Korridore", eigentlich ziemlich inhaltsleer bis missverständlich ist. Was ist die Berechenbarkeit der erneuerbaren Energien? Man ahnt, was sie damit meinen könnte, vielleicht die Kosten der erneuerbaren Energien oder die daraus resultierenden Auswirkungen auf den Strompreis. Das ist ja das Schöne, wenn eine so vage bleibt, jeder kann sich dann das herauspicken, was er möchte. Und sie kann Jahre später immer noch sagen, dass es natürlich ganz anders gemeint war. Beweist ihr mal das Gegenteil! Aber wir nehmen den Satz jetzt mal wörtlich, dann ists nicht weniger als ein Angriff auf die Grundlagen der Mathematik. Denn erst einmal kann man erneuerbare Energien nicht ausrechnen. Wie soll das gehen? Bei welcher Addition, Multiplikation oder Division kommt das Ergebnis "erneuerbare Energien" heraus? Milchmädchen mal Rechnung geteilt durch Wolken, minus Kuckucksheim? Und wieso braucht man für die Berechenbarkeit Korridore? Mathematik ist doch eine exakte Wissenschaft. Angie, Du bist doch Physikerin, ich muss schon sagen! Hätte ich in der Schule so gearbeitet, ich hätte auf die Frage des Lehrers, was zwei mal zwei ergebe, ganz souverän einen Korridor zwischen drei und fünf angegeben. Und ihm mitgeteilt, dass er mir einen großen Gefallen täte, wenn er einen atmenden Deckel besorgen könne, mit dem die Einhaltung des Korridors sicher gestellt werden könne. Wahrscheinlich hätte er mich dann vor die Tür gestellt, der Lehrer. Auf den Flur, womit wir wieder beim Korridor wären, den man ja braucht, wenn man rechnen will, so langsam verstehe ich die Sache.
Oder meint die mit dem atmenden Deckel am Ende den Kork in der Weinflasche? Und ahnt nicht, dass sie sich damit auf das schwerstverminte Gelände der Grundsatzdiskussion über die Luftdurchlässigkeit von Korken begibt. Obwohl ihr auch das nicht schwer fiele - wenn man einen Korken haben will, der Luft durchlässt, braucht man einen Korken, der Luft durchlässt, dann hat man einen Korken, der Luft durchlässt. Ach Frau Bundeskanzlerin, letztlich ist die Debatte um die Luftdurchlässigkeit von Weinverschlüssen eine rein akademische Diskussion, die sie bitte in der nächsten Plenarsitzung mit dem zuständigen Bundesernährungsminister führen sollten.
Wichtiger ist, dass der Flaschenhals den Wein durchlässt, wenn erst einmal der Korken entfernt ist. Bei der 2007er Auslese aus dem Uhlen R von Reinhard Löwenstein ist mir das dieser Tage ganz gut gelungen. Die platschte fröhlich und ohne größeren Widerstand ins Glas und sprang gleich wieder aus demselben heraus in die Nase, mit einem ganzen Haufen an Trockenfrüchten, Dörrapfel vor allem, einem Hauch Aprikose, etwas liköriger Orange und einem botrytischen Honigfähnchen. Dazu ein Spürchen Schiefer, der mit mehr Luft immer kräftiger wird und sich mit dem Dörrobst um die Lufthoheit an den Rezeptoren balgt. Am Gaumen massive Süße, das ist fast schon schnittfester Honig. Die Fruchtnoten müssen sich erst durch diese Wand von Restsüße kämpfen. Dann hat aber doch eine feine, sehr saftige Aprikose ihren Auftritt, im Abgang begleitet von einem kleinen Schieferkonzert aus dem Orchestergraben hinten am Zäpfchen. Schöne Länge, wobei auch da erst einmal die fast schon kratzige Süße dominiert, ehe Schiefer und Aprikose wie auf einer Sinuskurve wieder in den Vordergrund klettern und sehr lange schmeckbar bleiben. Vor allem der Schiefer und die - mit noch etwas mehr Luft - immer deutlicher werdende Botrytis bleiben fast endlos. Trotz der Zuckerfront trinkt man sich irgendwie recht flott hinein in diesen Uhlen und nach ein paar Schlucken wirkt der Wein sogar recht fein. 2007 ist vielleicht das Jahr, in dem Reinhard Löwenstein auch mit seinen restsüßen Weinen den Sprung in jene Spitzenklasse geschafft hat, in der seine trocken-halbtrockenen Gewächse schon viele Jahre zuvor gespielt hatten. Großes Reifepotenzial, der Wein wird über die kommenden zehn bis fünfzehn Jahre sicher noch sehr schön zulegen. 90 von 100 Willipunkten.
Leider war es nur eine Halbflasche und, "das weiß man, das ist bekannt" (Beckenbauer), auf einem Wein kann man nicht stehen, schon gar nicht, wenn der aus der Halbflasche kommt. Also gab es als Dessert noch einen 2002er Dalsheimer Hubacker Riesling Auslese*** aus dem Hause Keller. In der Nase ist der mit Beerenauslese-Stilistik unterwegs, klarer Fall. Dicke Botrytis, rosinige Töne, fast schon wie ein opulenter Madeira. Ein erster Hauch von Tabak ist auch schon wahrnehmbar. Und ein haselnussiger Einschlag, mehr im Hintergrund. Dazu eine feine Frucht, die sich schon so ein wenig hinter der Botrytis zu verstecken beginnt. Also - zumindest vom Nasenbild her - genau der richtige Zeitpunkt, den Wein zu trinken, denn wenn die Botrytis erst vollends die Frucht erschlagen haben wird, gehen Rebsortentypizität und Gebietscharakter schrittweise verloren.
Am Gaumen bestätigt sich dieser Eindruck. Der Wein ist auf dem Punkt. Der Tabak spielt noch eher eine Nebenrolle, supporting actor, maximal, in der Mitte der Bühne steht ein Böllerschuss Karamell, ein vielstimmiges Konzert von rosinigen Tönen, Mandeln, Nüssen. Studentenfutter auf die Flasche gezogen. Ungemein komplex und dicht. Vor allem der Nusston kommt im Abgang immer prägnanter heraus. Dazu eine lebendige Säure, opulente Süße, dicke Botrytis, alles extrem harmonisch verbunden. Unfassbare Länge, eine Urgewalt ist das, auch als Rheinhesse zu erkennen. Doch die die Stilistik des Weinguts verleugnet er ein wenig, die ansonsten so kellertypische Mineralik vermisst man. Doch das ist keine Kritik, denn hier haben wir es mit einer fast perfekten, riesengroßen botrytischen Auslese zu tun. Wenn man nicht der größte Fan der Edelfäule ist, sollte man sie jetzt trinken, wo der Karamell noch ein Karamellapfel ist. Ansonsten halt irgendwann in den kommenden hundert, hundertfünfzig Jahren. 95 von 100 Willipunkten, das ist ein Pfund.
Hat man beide Flaschen geleert, wird man wahrscheinlich auch den Dackel atmen oder den Deckel rechnen hören, vielleicht sogar verstehen, was die Kanzlerin mit ihren beiden Sätzen gemeint hat. Denn irgendwie ist einem, als hätte ein Engel über die Seele gepinkelt.
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Ajoblanco Kalte Mandelsuppe
Eine leichte und erfrischende Suppe. Als Shooter an warmen Tagen gut geeignet um auff ein Menü oder den Hauptgang einzustimmen.
600g Mandeln, blanchiert, geschält
2 Scheiben entrindetes Toastbrot
1 Knoblauchzehe, klein
1000g Vollmilch
20g Olivenöl, extra virgin
1 El Sherryessig
15g Meersalz
Mandeln kurz anrösten, dann mit Toast, Knoblauchzehe 2 Minuten Stufe 5 im Thermomix mixen. Vollmilch zugeben und 2 Minuten Stufe 10 mixen. Thermomix auf 3,5 stellen und die restlichen Zutaten zugeben. 2 Stunden im Kühlschrank kühlen. Passieren.
Die Ajoblanco mit Salz und weißem Pfeffer abschmecken und wer möchte kann noch mit Frühlingszwiebelringen garnieren.
600g Mandeln, blanchiert, geschält
2 Scheiben entrindetes Toastbrot
1 Knoblauchzehe, klein
1000g Vollmilch
20g Olivenöl, extra virgin
1 El Sherryessig
15g Meersalz
Mandeln kurz anrösten, dann mit Toast, Knoblauchzehe 2 Minuten Stufe 5 im Thermomix mixen. Vollmilch zugeben und 2 Minuten Stufe 10 mixen. Thermomix auf 3,5 stellen und die restlichen Zutaten zugeben. 2 Stunden im Kühlschrank kühlen. Passieren.
Die Ajoblanco mit Salz und weißem Pfeffer abschmecken und wer möchte kann noch mit Frühlingszwiebelringen garnieren.
Man kann dies natürlich auch mit jedem anderen Mixer oder Stabmixer machen.
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King Prawn, Ananas und Ernuss
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Weh-Weh-Weh Willis Wein Werkstatt Heute auf der Hebebühne: Champagne Larmandier Bernier Terre de Vertus
Landung in Tegel, das Flugzeug parkt auf einer Außenposition etwa 500 Meter Luftlinie vom Terminal entfernt. Die Passagiere werden freundlich gebeten, in einen Bus zu steigen, der sie über diese weite Strecke transportieren sollte. Und, oh Wunder, der Bus schafft es, aus dem 500 Metern Luftlinie eine Wegstrecke von circa 5,8 Kilometern zu machen, quer durch die Hinterhöfe des Flughafens, die Innereien von Tegel sozusagen. Hier noch eine Girlande, dort noch ein nicht klar motivierter Umweg um ein etwa einen Kilometer langes Rasenstück. Dann eine kontemplative Pause im Nichts. Wer ein Fernglas mit sich führte, konnte am Horizont eine im Schritttempo heranrollende 737 erkennen, die der Busfahrer zur Vermeidung von Unfällen erst passieren lassen wollte. Nach etwa einer Viertelstunde war auch das gelungen und konnte die Fahrt fortgesetzt werden. Mehr als eine Dreiviertelstunde war seit der Landung vergangen, als wir endlich das rettende Ufer des Terminals erreichten. Voll der Fragen natürlich:
- Gibt es unter den Busfahrern in Tegel (und so ziemlich allen anderen Flughäfen dieser Welt) eigentlich einen Wettbewerb, wer die originellste und längste Strecke für die Wege zwischen Maschine und Terminal findet?
- Gibt es einen Ausbildungsgang zur Erlangung eines Gesellen- oder gar Meisterbriefes in der hohen Kunst des Umwegefahrens?
- Werden für die Errichtung von Spezialhindernissen auf dem Weg zum Terminal Sonderpunkte verteilt? Also zum Beispiel für kreuzenden Flugzeuge oder auch für das Passierenlassen jener Elektromobile, die in Tegel leere Gepäckpaletten von A nach B fahren - immer leere Paletten übrigens, nie volle, man fragt sich manchmal, ob diese Paletten gar nicht dem Transport von Gepäck in Tegel dienen, sondern in einer nahegelegten Fabrik hergestellt werden und einfach nur von Tegel aus als Exportartikel mit Frachtflugzeugen in alle Welt versandt werden.
- Gibt es auch eine Zeitwertung - wie lange kann ich das Eintreffen der Passagiere einer an sich pünktlich gelandeten Maschine am Terminal hinauszögern? Mit den beliebten Standards Fahrgasttreppe fehlt, Bus fehlt, abgegebenes Handgepäck muss erst aus dem Frachtraum entladen werden, zusätzliche Sicherheitskontrolle am Ausgang des Flugzeugs und natürlich, bei der Ankunft am Terminal, dem Klassiker der sich nicht öffnenden Terminaltür. Beliebig zu ergänzen vielleicht noch um die Kaffeepause des Busfahrers oder die Enteisung des Busses, gerade auch im Sommer.
- Ab wann wird eigentlich die Verlängerung des Aufenthalts am Flughafen kostenpflichtig, schließlich nehmen die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender auch Zwangsgebühren. Oder es kommt zumindest der Herr Schäuble mal auf die Idee, die Zeit im geheizten Bus als Unterbringung und damit als geldwerten Vorteil besteuern zu lassen. Ganz zu schweigen von der städtischen Übernachtungs-Steuer in Berlin, die spätestens dann fällig wird, wenn die ersten Busfahrer es schaffen, den Transfer zum Terminal über die ganz Nacht hin auszudehnen.
Herrjeh, wie bekomme ich vom Schneckentempo in Tegel jetzt eine Überleitung zu Larmandier-Bernier hin? Deren Champagner sind nämlich alles andere als lahmarschig, die springen einen an, sind direkt und lebendig. Großes Kino eben! Der Terre de Vertus zum Beispiel, ein Blanc de Blancs Premier Cru Brut Nature, also ohne jede Dosage, aus dem Jahrgang 2007. Kreidige Nase, toastige Noten, briochige Anklänge, raumgreifender Duft mit feinen Zitrusfrüchten, erstaunlich opulent für einen undosierten Puristenchampagner. Sogar einen leichten Reifeton hat er schon im Gepäck.
Auch am Gaumen große Fülle, hefig-briochig, viel Toast, frische Frucht, na klar, das Zeug ist noch jung, erst im letzten Jahr degorgiert. Aber auch nussige Noten bringt er mit, viel feinen Chardonnay, cremig. Mit Luft kommen diese nussigen Elemente immer stärker heraus, daneben bleibt aber genug Raum für die kreidige Mineralik, für zitronige und sogar leicht grapefruitige Noten. Riesige Fülle, dicht, tiefgründig und auch im Abgang von furioser Komplexität.
Wieder einmal ein Champagner, der sehr gut ohne Dosagedoping auskommt, ohne dass ihm deswegen die Frucht oder die Opulenz verloren ginge. Oder die Trinkigkeit, denn das Zeug läuft rein wie nichts. Vor allem seine tolle kreidige Mineralität bleibt lange am Gaumen, dazu die Röstnussigkeit. Wunderbar balanciert, tief und körperreich. 94 von 100 Willipunkten.
Mit anderen Worten: Den kann man getrost öffnen, wenn man in Tegel endlich am Terminal angekommen ist, zur Feier des Tages!
Übrigens sah ich dieser Tage eine Werbekampagne des Hauses Pommery - so in dem Sinne, seit hunderten von Jahren würden unschuldige Champagnerflaschen bei Stapelläufen gegen Schiffe geworfen, nun werde man den Spieß endlich umdrehen. Liebe Pommerys, oder Pomeranzen, oder wie Ihr Euch so nennt, lasst mich mal ganz im Vertrauen anmerken, dass das Werfen gegen Schiffsrümpfe in meinen Augen so ungefähr das einzig Vernünftige ist, was man mit der Plempe aus Eurer Basiscuvee anfangen kann. Zum Verzehr ist sie jedenfalls nicht geeignet. Ohnehin stellt sich die Frage, wie die Pommern das mit dem Umdrehen des Spießes meinen. Wollen die jetzt nicht mehr mit Flaschen nach Schiffen, sondern mit Schiffen nach Flaschen werfen? Wäre auch eine Idee, dann wäre mit einem Ozeanriesen gleich das ganze Pommerylager ausgelöscht, zwei Millionen Fliegen mit einer Klappe. Ein kleiner Schritt für die Queen Mary, aber ein großer Schritt für die Menschheit.
Geneigter Leser, nur mal so als Hinweis, der Terre de Vertus von Larmandier Bernier kostet im Fachhandel etwa einen Zehner weniger als die Basisplempe von den Pommerülpsern und man hat etwa dreimal so viel Wein im Glas.
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Lachs, Zwiebel und Schwarzbrot
Label Rouge Lachs selber kalt geräuchert. Zwiebelcreme und Röstzwiebeln. Schwarzbrotbrösel.
1,5 kg Lachsfilet (ohne Haut und Gräten), 200 g Zucker, 150 g Salz, 40 ml Aquavit, 3 Bund frischer Dill, 4 EL schwarzer Pfeffer: Das Lachsfilet mit kaltem Wasser abbrausen, mit Küchenpapier trocken tupfen und in ein verschließbares Gefäß legen. Den Dill ebenfalls waschen, trocken schütteln und klein zupfen. Zucker, Salz, Aquavit, Dill und Pfeffer mischen und zum Lachsfilet geben. Das Lachsfilet darin wenden. Eine Stunde bei Zimmertemperatur ruhen lassen. Anschließend vakuumverpackt 3 Tage lang im Kühlschrank reifen lassen. Den Lachs aus der Folie nehmen, grob von der Marinade befreien und mit Küchenpapier abtupfen.
Lachs in den Räucherofen legen, Rauch erzeugen, 3 Stunden kalt räuchern.
Zwiebelpüree
500g Zwiebeln, geschält und grob gewürfelt, 2 Lorbeerblätter, 400 ml Gemüsefond, 20 ml Birnen-Essig, 30 g Reis, Olivenöl, Salz, Pfeffer, Kümmel.
Die Zwiebeln in reichlich Olivenöl angehen lassen. Lorbeerblätter und den Reis hinzufügen, mit Gemüsefond aufgießen und im Ofen bei 150°C etwa 90 Minuten weich schmoren. Lorbeer entfernen, Essig zugeben und die Masse abschmecken und pürieren. Im Vakubeutel geben. Bei Bedarf erwärmen.
Schwarzbrotbrösel
250g Schwarzbrot im Thermomix zerkleinern und im 50°C heißen Backofen trocknen Backofen trocknen.
Sauce
200ml Eigelb mit Salz und Piment d´Espelette würzen, gesondert dazu reichen
mit Röstzwiebeln bestreuen
Röstzwiebeln Dörren. Zwiebel in 3mm dicke Ringe schneiden. Mit Puderzucker bestreuen und im Backofen bei 50 Grad 5 Stunden garen.
1,5 kg Lachsfilet (ohne Haut und Gräten), 200 g Zucker, 150 g Salz, 40 ml Aquavit, 3 Bund frischer Dill, 4 EL schwarzer Pfeffer: Das Lachsfilet mit kaltem Wasser abbrausen, mit Küchenpapier trocken tupfen und in ein verschließbares Gefäß legen. Den Dill ebenfalls waschen, trocken schütteln und klein zupfen. Zucker, Salz, Aquavit, Dill und Pfeffer mischen und zum Lachsfilet geben. Das Lachsfilet darin wenden. Eine Stunde bei Zimmertemperatur ruhen lassen. Anschließend vakuumverpackt 3 Tage lang im Kühlschrank reifen lassen. Den Lachs aus der Folie nehmen, grob von der Marinade befreien und mit Küchenpapier abtupfen.
Lachs in den Räucherofen legen, Rauch erzeugen, 3 Stunden kalt räuchern.
Zwiebelpüree
500g Zwiebeln, geschält und grob gewürfelt, 2 Lorbeerblätter, 400 ml Gemüsefond, 20 ml Birnen-Essig, 30 g Reis, Olivenöl, Salz, Pfeffer, Kümmel.
Die Zwiebeln in reichlich Olivenöl angehen lassen. Lorbeerblätter und den Reis hinzufügen, mit Gemüsefond aufgießen und im Ofen bei 150°C etwa 90 Minuten weich schmoren. Lorbeer entfernen, Essig zugeben und die Masse abschmecken und pürieren. Im Vakubeutel geben. Bei Bedarf erwärmen.
Schwarzbrotbrösel
250g Schwarzbrot im Thermomix zerkleinern und im 50°C heißen Backofen trocknen Backofen trocknen.
Sauce
200ml Eigelb mit Salz und Piment d´Espelette würzen, gesondert dazu reichen
mit Röstzwiebeln bestreuen
Röstzwiebeln Dörren. Zwiebel in 3mm dicke Ringe schneiden. Mit Puderzucker bestreuen und im Backofen bei 50 Grad 5 Stunden garen.
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Neues Highlight ilm Belgischen Viertel
Wer Lust auf absolut frische Meeresfrüchte vom 800°C Grill hat, ist hier an der richtigen Adresse. Das Pure White in der Antwerpener Str. jetzt ziemlich neu und im wahrsten Sinne in aller Munde.
Pure meint hier puristisch, bis jetzt. Ein 4 Gang Menü ist in der Karte zwar schon angekündigt, aber bis dato sind hier die absolut frischen Produkte und der Grill der Star. Und das ist gut so.
Die Meeresfrüchte werden aus Norwegen frisch eingeflogen, lebend. Wer möchte kann die Tierchen vorher auch betrachten, wir haben auf das zweifelhafte Vergnügen verzichtet und uns schon mal auf die kalte Seafood Platte gefreut. Neben Seafood gibt es natürlich auch noch einige besondere Steaks, wie Chianina Rind aus der Toskana, Dry Aged Beef sowieso, fehlt nur noch galicisches Txogitxu und das Teil könnte zu meiner zweiten Heimat werden.
Die warme Seafood Platte. Die Langostinos sind eine Sünde Wert.
Der Gruß aus der Küche kam etwas später in Form von Lottensashimi.
Der Wein war jetzt nicht so mein Fall, scheint aber beim übrigen Publikum gut anzukommen.
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